Désirée Baschnagel Marty

Förderung der Selbständigkeit

Gibt es ein spezielles Erlebnis aus der Therizeit für die Einleitung?

In Steinen eröffnete Désirée Baschnagel vor fünf Jahren ihre eigene Praxis. Mit ihrer aktuellen Tätigkeit als diplomierte Hundephysiotherapeutin und -osteopathin ging ein wahrer Traum in Erfüllung. Die Errungenschaften aus der Schulzeit im Gymnasium des Theresianums sind auch in ihrer Berufung zu verspüren. Gerne erinnert sich Désirée an diese Zeit zurück, die endlosen Gänge vor dem inneren Auge und das Schwimmbad – für sie als begeisterte Schwimmerin ein wichtiger Bezugsort. Die engagierten Lehrpersonen, die Bastelmarkteinsätze, spannende Exkursionen und ihre einzigartige Klasse waren definitiv wichtige Bestandteile für eine unvergessliche Schulzeit.

Wofür sind Sie als ehemalige Schülerin des Theresianums besonders dankbar?

Ich denke sehr gerne an die Zeit im Theri zurück. Wir durften an einem schönen Ort (mit Blick über das schönste Dorf) zur Schule gehen. Der «geschützte Kreis» unter jungen Frauen hat uns eine einmalige Entwicklungsmöglichkeit geboten und die tollen Lehrpersonen haben bei mir das Interesse am Wissen und lebenslangen Lernen gefördert. Zudem finde ich, dass das Theri die Selbstständigkeit von jungen Frauen vorantreibt und auch wenn wir es während der Ausbildung teilweise nicht mehr hören mochten, die Emanzipation im positiven Sinne unterstützt.

Wie verlief Ihre akademische Laufbahn?

Nach dem Gymi habe ich Betriebswirtschaft (BWL) an der Universität Bern studiert und zuerst mit dem Bachelor – dazwischen ein kurzer Sprachaufenthalt in Kanada – und anschliessend mit dem Master abgeschlossen. In dieser Zeit war ich besonders an Personalwesen (Human Resources) und Marketing-Themen interessiert. Meine Bachelorarbeit habe ich zum Thema «Burnout aus betriebswirtschaftlicher Sicht» geschrieben und später meine Masterarbeit mit dem Titel «Status und Rolle der Personalabteilung».

Wie haben Sie zur Betriebswirtschaft gefunden?

Ganz klassisch – über die Studienberatung. Allerdings waren bei mir – typisch für meine vielfältigen Interessen – Architektur, Psychologie und Betriebswirtschaft gleich auf. Ich dachte mir damals, mit der BWL hätte ich eine gute, breite Basis. Und tatsächlich kommt mir dieses Wissen heute in meiner Selbstständigkeit sehr zugute. Des Weiteren gebe ich meine Erfahrungen und mein Wissen in überbetrieblichen Kursen (ÜK) an die Lernenden der kaufmännischen Ausbildung bei «bildxzug» weiter. Ebenso bin ich als Prüfungsexpertin im beruflichen Teil der KV Abschlussprüfungen tätig.

Wann waren Sie an dem Punkt angelangt, sich der Hundephysiotherapieausbildung anzunehmen? Wann sind Sie buchstäblich «auf den Hund gekommen»?

«Auf den Hund» bin ich eigentlich schon als Kind gekommen. Ich wollte immer einen Hund, aber das ging damals nicht. Jedoch durfte ich meine Nachmittage mit «Joe», dem Hund aus der Nachbarschaft, verbringen. Während des Studiums ist das Thema Hund dann in den Hintergrund gerückt. Aber schon bald nach meinem Masterabschluss traf man mich, damals noch ohne Hund, wieder auf Hundeplätzen und in Massage-Kursen für Hundehalter an. Der Weg zur Hundephysio und später zur Osteopathie dauerte aber noch eine Weile. Ich hatte sehr gute Anstellungen in der Betriebswirtschaft bei spannenden Firmen. Und dennoch fühlte ich mich selten richtig erfüllt und zufrieden. So machte ich mich 2018 schliesslich mit viel Hoffnung, aber auch mit etwas Bammel, an die Ausbildung zur Hundephysiotherapeutin und baute mir seither schrittweise den Weg in Richtung Selbstständigkeit auf. Folglich darf ich diesen Sommer bereits mein 5-Jahre-Jubiläum in meiner Berufung feiern.

Was erfüllt Sie seither bei der Arbeit mit Mensch und Hund?

Kurz gesagt: dass ich den Tieren nachhaltig helfen und vielzählige positive Berichte der Besitzer*innen einige Tage nach der Behandlung entgegennehmen darf. Aber auch das Vertrauen, welches mir die Tiere während der Behandlung schenken. Beispielsweise wenn sie sich nach anfänglicher Skepsis komplett entspannen können, teilweise sogar vor sich hindösen oder einschlafen. Ich empfinde es als grosses Glück, dass ich damit eine Arbeit gefunden habe, die mich erfüllt und mir viel Freude bereitet.

Sie sind ausgebildete Hundephysiotherapeutin und -osteopathin. Was ist an dieser Tätigkeit besonders herausfordernd?

Grundsätzlich braucht meine Arbeit in der Praxis Ruhe und das Vertrauen in meine Hände, welche meine wichtigsten Werkzeuge sind. Die Tiere können mir nicht sagen, wo es weh tut. Ich muss dies aus dem Gangbild, dem Tastbefund, meinen Beobachtungen und dem Gespräch mit der Halterin oder dem Halter ableiten. Insofern ist es wichtig, auf die Tiere eingehen, aber auch mit den Halter*innen gut kommunizieren zu können. Am Schluss übersetze ich meine Beobachtungen und Empfehlungen in die Sprache der «Laien», so dass die Tierhalter*innen und ich gemeinsam an einem Strang ziehen können. Und natürlich birgt auch die Selbstständigkeit, nebst allem Schönen, so ihre Herausforderungen. Ich darf täglich dazu lernen, mit den Herausforderungen wachsen und an mir arbeiten.

Sie sind auch Mantrail Trainerin. Was ist das und wie sind Sie dazu gekommen?

Mantrail Training ist die Personensuche mit Hund. Dem Hund wird der Duft einer bestimmten Person gereicht und der Hund zeigt uns anschliessend den Weg zu dieser Person und findet sie in ihrem «Versteck». Dabei arbeitet der Hund nach dem Individual-Geruch dieser Person und sollte keine anderen Personen auf dem Weg (beispielsweise in einer Stadt) anzeigen. Mantrailen ist Team-Arbeit. Denn der Hund kann das Suchen und Finden von «Beute» zwar von Natur aus, hat aber in belebten Gebieten noch den Menschen als «Bremsklotz» hinten an der Leine. Das Ziel ist es daher, den eigenen Hund möglichst gut lesen zu können, um ihn in seiner Arbeit zu unterstützen. Wir machen dies primär als Beschäftigung für die Hundenase, weil Nasenarbeit die Hunde zufrieden müde macht. Das Mantrailen wird aber auch im Rettungswesen verwendet. Für den Eintritt in eine solche Suchhundestaffel sind jedoch viele Stunden Training wie auch Talent von Halter*in und Hund nötig. Ich habe diese Sportart in der Hundeschule kennengelernt und einige Jahre ausgeübt, bis es mir schliesslich den Ärmel so richtig reingenommen hat und ich mich entschied, die Trainerausbildung beim SHZ (Suchhundezentrum Schweiz) zu machen. Da ich sehr gerne unterrichte, geniesse ich es, mein Wissen den Hunde-Menschen-Teams weiterzugeben, die Körpersprache der Hunde zu entschlüsseln und den Teams damit Tipps für ihre weiteren Trainings mitzugeben.

Wie gestalten Sie Ihre Freizeit? Wie schaffen Sie einen Ausgleich zur Arbeit?

Gute Frage … Insbesondere wenn man selbstständig tätig ist und wie ich zuhause arbeitet, verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit manchmal. Dennoch würde ich von mir sagen, dass ich grundsätzlich gut abschalten kann. Dabei hilft mir auch unsere Hündin «Jura». Auf den Spaziergängen mit ihr kann ich meine Gedanken ordnen oder einfach mal den Kopf durchlüften. Und klar, das Mantrailen (Personensuche mit Hund) ist auch mein eigenes grosses Hobby und in dieser Teamarbeit verträgt es einfach keinen «abwesenden Kopf». Daher hilft mir das Training mit befreundeten Trainerinnen beim Abschalten.

Was möchten Sie den Schülerinnen und Schülern des Theresianums für ihren Lebensweg mitgeben?

Ich finde es immer etwas vermessen, anderen Ratschläge erteilen zu wollen. Ich wünsche Ihnen aber, dass auch sie ihre Leidenschaft finden, etwas das sie erfüllt! Ebenso wünsche ich ihnen den Mut, den eingeschlagenen Lebensweg immer mal wieder zu hinterfragen und sich zu erlauben, die Richtung zu wechseln, wenn es angebracht ist – es lohnt sich. Und ganz persönlich finde ich es wertvoll, wenn man über sich selbst lachen kann.

Im Namen des Vereins THERI ALUMNI möchte ich mich bei Ihnen herzlich dafür bedanken, dass Sie sich für das Porträt zur Verfügung gestellt haben. Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Erfolg für Ihr Wirken in Ihrer Praxis als Hundephysiotherapeutin und -osteopathin.

Text: Janine Gallicchio, Vizepräsidentin

Weitere Informationen:

Persönliche Website unter: https://www.db-dogbalance.ch
Online auf Facebook unter @DB-dogbalance tierphysio, osteopathie & mantrail (https://www.facebook.com)
Online auf Instagram unter @dbdogbalance_tierphysio_osteo

Bild

Désirée Baschnagel Marty
Geboren am 29.01.1987 in Schwyz (SZ)
Aufgewachsen in Brunnen (SZ)
Aktuell wohnhaft in Steinen (SZ)

Ausbildung
1992 – 2001 Primar- und Sekundarschule, Brunnen (SZ)
2001 – 2005 Matura Theresianum Ingenbohl, Brunnen (SZ)
2005 – 2010 Bachelor & Master in Business Administration (BWL), Uni Bern (CH)
2017 – 2018 Diplom Hundephysiotherapie nach Wosslick (DE)
2021 – 2022 Diplom Hundeosteopathie nach Bettina Oberstrass (DE)

Weiterbildungen
Auswahl: Dorn-Breuss Therapie am Hunde, Bindegewebsmassage für Hunde, Naturheilkunde Beraterin für Tiere (Schüsslersalze, Kräuter & Vitalpilze), Sporthunde-Physiotherapie, Mantrail-Trainerin,
SVEB I für Erwachsenenbildung

Berufliche Tätigkeiten
2010 – 2013 Key Account Management bei Ramseier Suisse AG (Getränke), (CH)
2013 – 2018 Category Management bei Mars Schweiz AG (Schokolade, Tiernahrung), (CH)
2018 – 2020 Category Management bei Emmi Schweiz AG (Milchprodukte), (CH)
2020 – heute „bildxzug“, Lehre im Verbund in Zug (CH)
2018 – heute Eigene Praxis für Tierphysiotherapie und -osteopathie in Steinen (CH)