FMS Abschlussarbeit von Lia Herger und Tamara Dubacher
WAS DAS HÄNDCHEN NICHT LERNT, LERNT DIE HAND NIMMERMEHR – STIFTHALTUNG IM ZYKLUS 1
In unserer digitalisierten Welt stellt sich immer häufiger die Frage, ob das Erlernen einer eigenen Handschrift überhaupt noch relevant ist. Bereits in den Schulen werden Tablets und Co. vermehrt zu täglichen Hilfsmitteln, welche die Schulkinder in vielerlei Hinsicht unterstützen können. Aber trotz all den positiven Aspekten der Digitalisierung darf das Aneignen einer individuellen Handschrift nicht vernachlässigt werden. Das Schreiben von Hand ist nämlich unser stetiger Alltagsbegleiter. Bereits gewöhnliche Tätigkeiten, wie beispielsweise das Unterschreiben eines Briefes oder das Verfassen einer kleinen Notiz, werden mit dem Beherrschen einer Handschrift vereinfacht. Beim Schreiben spielen jedoch verschiedene Faktoren eine Rolle. Einer davon ist die Stifthaltung, auf welche im Zyklus 1 (Kindergarten, 1. und 2. Klasse) durch das Erlernen des Schreibens erstmals bewusst geachtet wird.
Während unserer Schulzeit wurden wir beide von unseren Lehrpersonen immer wieder auf eine falsche Stifthaltung aufmerksam gemacht. Da Kritik und etliche Stiftadaptionen nichts an unserer Stifthaltung verändert haben und wir den Stift noch immer nicht im Dreipunktgriff halten, uns jedoch eine flüssige und saubere Handschrift angeeignet haben, beschäftigten wir uns mit dem Thema „Stifthaltung“ und den Fragen: Gibt es überhaupt eine richtige oder eine falsche Stifthaltung? Sind „falsche“ Stifthaltungen weit verbreitet? Welche Unterstützungsmethoden gibt es? Und kann eine bereits erlernte Stifthaltung umgewöhnt werden?
Wir informierten uns über die Ziele und Kompetenzen, die im Zyklus 1 bezüglich der Stifthaltung vermittelt werden und beschäftigten uns mit der Entwicklung der Stifthaltung sowie den Grundlagen für eine effiziente Schreibleistung. Hauptsächlich befassten wir uns jedoch mit den verschiedenen Stifthaltungen und unseren Fragestellungen. Mithilfe einer Umfrage, welche wir an alle Primarschulleitungen der Kantone Schwyz und Uri versendeten, konnten wir verschiedene Meinungen der Lehrpersonen des Zyklus 1 zum Thema Stifthaltung einholen.
Durch die verschiedenen Meinungen der Lehrpersonen und den Informationen, welche wir aus dem theoretischen Teil gewonnen hatten, stellten wir folgendes fest:
Wir haben erkannt, dass es keine richtige und keine falsche Stifthaltung gibt. Es gibt lediglich Stifthaltungen, bei welchen das Schreiben besser gelingt als bei anderen. Trotzdem ist das Schreiben im Dreipunktgriff sehr wichtig, denn im Dreipunktgriff gelingt das Schreiben flüssig und mit wenig Druck. Wird der Stift in einer problematischen Stifthaltung gehalten, hat dies oft zur Folge, dass das Kind unmotiviert beim Schreiben ist oder sich über Schmerzen beim Schreiben beklagt.
Ein weiteres Ziel war herauszufinden, ob Schulkinder im Zyklus 1 Mühe mit dem Dreipunktgriff haben und in welcher Form die Lehrpersonen ihre Schulkinder unterstützen. Mit den Erkenntnissen, die wir aus unserer Arbeit gewonnen haben, stellen wir fest, dass relativ viele Schulkinder tatsächlich Mühe mit dem Dreipunktgriff haben. Es betrifft pro Klasse circa ein Drittel der Kinder. Dies darf aber nicht verallgemeinert werden, da wir in unserer Umfrage das Wort „Mühe“ nicht genauer definiert haben. Somit konnte jede Lehrperson selbst entscheiden, was sie unter „Mühe mit dem Dreipunktgriff“ verstehen möchte.
Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse können wir unsere Arbeit mit dem Titel „Was das Händchen nicht lernt, lernt die Hand nimmermehr“ perfekt zusammenfassen. Denn wir haben erkannt, wie schwer es Kindern fällt, sich von einer ihnen vertrauten Stifthaltung zu trennen. Somit sind wir der Meinung, dass zwar die Lehrpersonen des Zyklus 1 ihre Schulkinder kontinuierlich auf das Thema einer optimalen Stifthaltung aufmerksam machen sollten, jedoch bereits die Eltern für dieses wichtige Thema sensibilisiert werden müssen. Eltern könnten ihre Kinder mit dem Thema vertraut machen und ihnen so den Eintritt in die Schule erleichtern. Die Fragen: „Wie sollen die Eltern mit dem Thema der Stifthaltung sensibilisiert werden?“ und „In welcher Form können die Eltern ihre Kinder beim Erlernen einer optimalen Stifthaltung unterstützen?“ bleiben in unserer Arbeit ungeklärt und wären Themen für eine weiterführende Arbeit.
Text: Lia Herger und Tamara Dubacher