Digitale Medien als fester Bestandteil des Lebens
Von Petra Imsand, Bote der Urschweiz
Fast rund um die Uhr erreichbar sein, Mails checken, im Internet surfen und mit Freundinnen und Freunden interagieren. Wir alle tun es – mal mehr und mal weniger – doch ganz ohne den Blick aufs Smarthone, Tablet oder Bildschirm kommen wohl die wenigsten durch den Tag. Das Projekt Flimmerpause soll diesbezüglich Bewusstsein schaffen. Die Initiative zielt darauf ab, Kinder und Jugendliche zu einem reduzierten Medienkonsum zu motivieren. Es wird in Schulen und Bildungseinrichtungen durchgeführt und soll die Teilnehmenden dazu ermutigen, für einen festgelegten Zeitraum auf Smartphone, Computer und andere digitale Medien zu verzichten.
Im Kanton Schwyz haben sich mehr als 750 Kinder, Jugendliche und Eltern für die diesjährige Austragung angemeldet. Erstmals hat mit dem Theresianum Ingenbohl eine gesamte Mittelschule an der Flimmerpause teilgenommen. «Das Experiment wurde bei uns altersgerecht in Form einer Handychallenge umgesetzt», erklärt Klassenlehrerin Amata Eberhart im Interview mit dem «Boten». Neben der Wochenchallenge, in der es darum ging, die Handynutzungszeit während der Flimmerpause so weit wie möglich zu reduzieren, galt es für die Lernenden jeden Tag eine besondere und zum Teil kreative Tageschallenge zu meistern. «Ziel des Projekts ist es, den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, dass sie ihre Freizeit auch ohne digitale Medien sinnvoll und abwechslungsreich gestalten können», so Eberhardt.
Digitale Medien sind auch ein fester Bestandteil im Leben von Georgia Restiva. «Pro Tag können es schnell einmal drei bis vier Stunden sein, in welchen ich am Handy bin. Während der Ferien können es auch einmal fünf Stunden pro Tag werden», erzählt die Schülerin aus Sattel. Telefonieren, Snapchat, Instagram und TikTok sind bei ihr hoch im Kurs. Die Frage, ob sie zu viel am Bilschrim sei, verneint Georgia Restiva. «Ich finde, drei Stunden sind recht solide.» Und trotzdem hat sie sich vorgenommen, an sich zu arbeiten. «Klar wäre es sinnvoll, wenn ich nicht ständig zum Smartphone greife, wenn es mir einmal langweilig ist, sondern beispielsweise ein Buch lesen würde.»
Auch Mila Jauch überbrückt Langweile mit Bildschirmzeit. «Ich versuche aber wenn möglich zu verhindern, dass ich mich im Instagram- und TikTok-Scrollen verliere.» Auch sie pflegt viele ihrer Kontakte via Smartphone. «Darauf möchte ich nicht verzichten.» Die Vorstellung, eine Woche komplett ohne soziale Medien und ihr Handy zu sein, bringt die Altdorferin dennoch kaum aus der Ruhe. «Im Sommer bin ich jeweils zwei Wochen in einem Lager. In diesem Setting ganz ohne Smartphone auszukommen, fällt mir gar nicht schwer.»
Oben: Die Gewinnerklasse GYM 1A
Links im Bild: Denise Zai, Fachstelle Gesundheit Schwyz
Doch wie liessen sich die guten Vorsätze in der Realität umsetzen? Nach absolvierter Flimmerpause fällt das Fazit der beiden Schülerinnen gemischt aus. «Es ist ganz gut gegangen, auch wenn ich meine Bildschirmzeit nicht ganz so reduizieren konnte, wie ich eigentlich wollte», sagt Georgia Restiva. Ihr Ziel war es, die Zweistunden-Grenze nicht zu überschreiten. Doch Instagram habe ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. «Das war manchmal schon etwas unnötig.» Und so schätzt die Sattlerin ihre Bildschirmzeit auch künftig bei rund drei Stunden pro Tag ein. «Schwierig wird es sicher in den Ferien oder wenn ich frei haben.»
Georgia Restiva
Schülerin aus Sattel
Nur SMS schreiben und telefonieren. Klapp-Handys und Feature Phones erleben eine Renaissance. Wie 20min.ch schreibt, will vor allem die junge Generation Z ihren Social-Media-Konsum reduzieren. Die Verkäufe sogenannter Dumbphones, welche weniger als Smartphones leisten, nehmen gemäss Online-Händlern zu. Der Trend begann vergangenes Jahr in den USA und hat nun auch die Schweiz erreicht. Studien zeigen, dass die Gen Z denn auch die einzige Generation ist, deren tägliche Zeit in den sozialen Medien seit drei Jahren abgenommen hat.
Auch Mila Jauch wird nun nicht mehr täglich daran erinnert, ihre Handynutzungszeit im Auge zu behalten. Ihr Fazit zur Flimmerwoche: «In der Pause haben wir Ball gespielt oder die Zeit draussen verbracht – ohne ständig zum Smartphone zu greifen.» Zu Hause habe sich hingegen nur marginal etwas geändert. «Wie üblich hatte ich neben Training und Hausaufgaben gar nicht so viel freie Zeit zur Verfügung, deshalb fiel die Bildschrirmzeit hier kaum ins Gewicht.» Auch künftig möchte sie darauf achten, die «unnötige» Handyzeit einzustellen. «Die Zeit, welche ich auf Instram und TikTok vergeude, kann ich definitiv sinnvoller nutzen.»
Mila Jauch
Schülerin aus Flüelen
Klassenlehrerin Amata Eberhardt ist zufrieden mit dem Projekt. «Einzelne Schülerinnen und Schüler haben ihr Handy während der Flimmerpause gar nicht benutzt oder nur eine halbe Stunde. Doch es gibt auch solche, bei denen in den dreieinhalb Tagen über 15 Stunden zusammengekommen sind.» Auch sie selber habe eine Reduktion ihrer Bildschirmzeit erreicht. Mit ihrem Fazit «Ganz ohne Handy geht es aber halt doch nicht» ist sie bestimmt nicht alleine.
Amata Eberhardt
Klassenlehrerin
Klasse GYM 1A
Erfolg: Minimale Bildschirmzeit von 1:32 h während eine Dauer von 3.5 Tagen
Preis: CHF 10 pro Schülerin in die Klassenkasse